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Auszüge aus der Geschichte Ehringsdorfs
1252, 7. Juli Ehringsdorf wird erstmals als „Hyringestorf“ urkundlich erwähnt.
1330 Die Kirche von Ehringsdorf wird als Marienkapelle geweiht und als Pfarrkirche der Klosterkirche in Oberweimar angegliedert.
1365 Die Ehringsdorfer Marienkirche „Unserer lieben Frauen“ wird erstmals urkundlich erwähnt.
1408 Ehringsdorf wird durch Landgraf Friedrich dem Kloster in Oberweimar geschenkt. Es gehört fortan dem Kloster in Oberweimar.
1778 Johann Wolfgang Goethe fertigt eine Zeichnung von der Marienkirche an.
1779, 7. Februar Ein Brand vernichtet 15 Wohnhäuser und 9 Scheunen.
1840 Die „Rittergutsbrauerei“ wird durch den Rittergutsbesitzer Richard Heydenreich gegründet.
Seit 1867 wird in den Ehringsdorfer Steinbrüchen Travertin zur Gewinnung von Baumaterial abgebaut.
1874 Die Ilmbrücke in der Nähe der Kipperquelle wird gebaut.
1875 Die Burschenschaftsgesellschaft Ehringsdorf wird gegründet.
1882 In der Gemeinde Ehringsdorf wird eine Feuerwehr gegründet.
Seit 1885 besteht in Ehringsdorf ein Kalkwerk, das Branntkalk besonders zur Aufbereitung von Trinkwasser produziert. Es ist bis 1974 in Betrieb.
1902/1903 Errichtung des Schulgebäudes mit zwei Klassenräumen und zwei Lehrerwohnungen. Ehringsdorf hat etwas mehr als 1.000 Einwohner.
Seit 1908 werden in den Travertinsteinbrüchen des Ilmtales in Ehringsdorf pleistozäne Menschenreste gefunden, deren Alter mindestens 120.000 Jahre beträgt. Auch Gräber aus der Jungsteinzeit sind hier gefunden worden. Sie belegen, dass Ehringsdorf zu den ältesten Siedlungsgebieten Weimars gehört. Salve.TV - Web TV - Der Travertinfelsen von Ehringsdorf ...
1919 wird Lyonel Feininger als Leiter der graphischen Werkstatt an das Staatliche Bauhaus in Weimar berufen. Er erarbeitet auch eine Zeichnung der Marienkirche.
1922, 1. Oktober Die Vororte Oberweimar und Ehringsdorf, die seitdem ein gemeinsamer Ortsteil sind, werden nach Weimar eingemeindet. Sie werden durch einen gemeinsamen Vorstand von Oberweimar aus verwaltet.
1925, 21. September Auf Ehringsdorf wird man weltweit aufmerksam, weil im hiesigen Steinbruch Fischer die Fossilien des „Ehringsdorfer Menschen“ (das Schädeldach einer jungen Frau) – einen Tag vor dem Beginn eines Paläologenkongresses in Weimar – gefunden werden.
1946 Das Rittergut Ehringsdorf mit der Brauerei wird mit der Bodenreform enteignet.
1955 Aus der ehemaligen Brauerei Richard Heydenreich entsteht die Konsumbrauerei Weimar-Ehringsdorf.
1997 Die Kipperquelle in der Talebene der Ilm wird unter Naturschutz gestellt.
2001, 16. März Der „Heimatverein Ehringsdorf 01 e. V. (seit dem 20. März 2004 „Ehringsdorfer Heimatverein 01 e. V.) wird gegründet. Rund um die historische Gaststätte (heute Vereinshaus) „Zur Linde“ – mit der originellen Wandmalerei des Malers und Grafikers aus Ehringsdorf Siegfried (Frieder) Kötscher (1886 bis 1954) –
entwickelt der Heimatverein ein reges Vereinsleben. Der bisherige Höhepunkt war die vom Heimatverein organisierte
Festwoche vom 6. bis 14. Juli 2002 in Ehringsdorf „750 Jahre Ehringsdorf“ (urkundliche Ersterwähnung) mit zahlreichen
öffentlichen Veranstaltungen und einer Ausstellung zur Ortsgeschichte in der Gaststätte „Zur Linde“.
2007, April Nach umfangreicher Sanierung des alten Gebäudes wird das „Hotel Café Kipperquelle“ eröffnet. Die Quelle der nahe gelegenen Kipper hat diesem ersten Radfahrerhotel Thüringens seinen Namen gegeben.
2009, 2. Mai Das archäologische Freigelände Weimar-Ehringsdorf wird eröffnet.
Der Fund der "Ehringsdorfer Frau"
Der Fund der "Ehringsdorfer Frau"
Der Steinbruch von Ehringsdorf (thomas mayer_archive)
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1902/03
Die Ehringsdorfer Schule
1902/03 wurde das Schulgebäude damals mit nur zwei Klassenräumen und zwei Lehrerwohnungen errichtet. Damals hatte Ehringsdorf nur gut 1000 Einwohner.
1903 2008
Einschulung 1957 Ehringsdorfer Zuckertütenbaum Leonore Glokowski
s/w Fotos wurden von Herrn Werner Kämpfe
bereitgestellt.
Der Zuckertütenbaum zu Ehringsdorf
(v o n Leonore Glogowski, Ehringsdorf)
Ob Regen,
ob Sonnenschein -
die Tüten wurden
aufgehängt!
Und so
auch heute, wo gottlob die nunmehr weit
ausladenden
Zweige unserer alten
Blutbuche (sie wurde
wohl Ende des vorigen Jahrhunderts mit dem Kantor Kämpfe
gepflanzt) inmitten des Schulhofes die feinen
Zuckertüten vor dem Nieselregen schützte. Es gab auch reife und überreife, die unten
lagen, heruntergestürzte
und auch jede Menge
kleine Absenker für die kommenden Jahre. So
wird wohl diese Tradition noch
fortgesetzt werden können, wenn die
tüchtigen Lehrer- und Hortkolleginnen
mit ihrem Hausmeister
das alles
weiter so lieb richten; und sie schwitzen alle Jahre
aufs Neue.
Es ist eben in Ehringsdorf ein Zuckertütenfest:
Es gab
Jahre, in denen der Schulhof die Menschen nicht
fasste und sich noch vor dem
Zaun und auf der
gegenüberliegenden
Straßenseite Ehringsdorfer
und ihre Gäste
drängten,
Die
Schulen Oberweimar und Ehringsdorf waren seit
1922 zusammengelegt worden
und standen seit 1928 stets unter einer Leitung.
Nach dem Krieg 1946 hatten wir aber sehr
viele Kinder zu betreuen;
jahrelang mußten noch bis
zu 1400 Schüler unterrichtet
werden. Aus Raummangel
fand der Unterricht
damals in wöchentlichem Wechsel
vor- und
nachmittags statt.
Nun ergab es sich in einem dieser Jahre, daß vier erste
Klassen gleichzeitig
aufgenommen werden
mußten (drei kamen im Ehringsdorfer Schulhaus,
eine in Oberweimar unter): Die
Einführungsfeier
gestalteten wir für alle gemeinsam i m
Saal der "Kipperquelle",
da weder Aula
noch Turnhalle vorhanden waren. Anschließend
wanderten alle zur Schule hin. Die
Zuckertüten sollten die
"Kleinen", wie schon in den vergangenen
Jahren, in
ihrem
Klassenraum erhalten, den sie an
diesem Tag erstmalig
betraten. Da fehlte nun
aber einer!
So wurde die Idee
geboren; Eine Klasse bekommt den
Segen von der großen Blutbuche.
Garbenstricke dienten zum Aufhängen,
- diese "Mechanik" klappt heute
noch, Die
Anregung kam aus dem Bilderbuch "Der Zuckertütenbaum"
von A, Sixtus (Verse)
und R. Heinrich (Bilder), das es in
unserer Familie noch in der Ausgabe
von 1928 gab. (Damals kannten das
nur noch wenige Menschen, heute gibt es eine Reprint-Ausgabe).
Unsere Zeichenlehrer malten einen Teil der
Bilder im Großformat ab, die immer
noch
gezeigt werden, wenn
die Geschichte am Baume vorgetragen wird.
Der Ehringsdorfer Zuckertütenbaum war
damals in Weimar etwas
so Besonderes, daß sogar eine Tageszeitung von diesem Geschehen am Rande der
Stadt Kenntnis nahm,
Weil`s so lustig und froh im Ehringsdorfer
Schulhof zuging, wollten alle
Eltern in den folgenden Jahren die Tüten für ihre
Schulanfänger vom Baume
haben. Er hat es
ausgehalten, -zig Tüten getragen, wenn es später auch nur
für zwei Klassen und
in diesem Jahr nur für
eine Klasse sein konnte: Heute gab es ein
besonderes Ereignis; Durch
die notwendigen
Zusammenlegungen von Einzugsbereichen für Schulen waren nun, wie einst, wieder
Kinder aus Oberweimar dabei!
Wer aber einmal seine
Zuckertüte von dieser herrlichen
Blutbuche bekommen hat, wird es immer in glücklicher Erinnerung behalten
-
ein froher Schulanfang wird es allemal.
Vielleicht sagen
diese
Kinder des Jahrgangs 1998 auch einmal, so
wie ich es heute aus
Großelternmund hörte: "Weißt du noch, deine
hing dort!"
In eine Welt voll Liebe
(Von Leni Knabe; entnommen der Thüringer
Tageblatt vom 07.06.1961)
Ehringsdorf pflegt einen
schönen
Brauch zum Schulanfang.
Wer ist schon einmal am 1. September
durch unser schönes
Ehringsdorf gegangen'? Was es da
wohl
so Besonderes zu
sehen gibt? Na, es
lohnt sich
Fragt nur einmal die alteingesessenen Bewohner.
Nein halt, fragt lieber die Kinder oder noch besser, reißt Eure Augen auf, wenn
ihr am Schulhof vorbei kommt! Dort steht eine schöne große Buche, die ihre Äste
und Zweige an diesem Tage nicht nur schattenspendend ausbreitet, sondern über
und über voll der schönsten und buntesten Zuckertüten hängt.
Und die aller reifsten
Tüten sind schon abgefallen und liegen geradewegs zum Aufheben darunter. Und in
einem großen Kreise stehen die Buben und Mädel, die ja an diesem Tage den
ersten Weg ins
Schulhaus
fanden, mit hochroten Backen und blanken Augen, Ja, und
darin wird abgehängt Und
so
wandert die bunte Pracht aus
den Ästen in die kleinen Kinderarme und man glaubt
den hellen Kinderstimmen, die fröhlich singen: „O wie lustig, o wie schön ist
es, in die Schul' zu gehen…“
Dieses lustige Tütenpflücken
schafft so recht eine
warmherzige Verbindung zum neuen Lebens- und Arbeitskreis.
Haben die kleinen zuvor
doch
schon recht
tapfer im neuen
Klassenzimmer gesagt, wie sie
heißen und dabei alles
Neue
angestaunt, Und noch zuvor
gab es
eine schöne Feier im Gasthof „Kipperquelle“
Hier wurde
gesungen und
erzählt,
und
dabei
klopften
nicht
nur die Herzen der Kleinen!
Auch die Mütter und Väter sind an diesem Tag
aufgeregt, wenn sie ihre Kinder nun auf den Weg ins Leben schicken.
Aber an
unserer Ernst-Thälmann-Schule
herrscht ein gutes Vertrauensverhaltnis
zwischen Eltern und Lehrern. Und das
macht diesen Tag hell und licht. Und so bleibt wohl in
den Herzen der Eltern das Wort des
Direktors Schwarzenau,
der ihnen sagte, daß die Kinder in
unseren Schulen in eine Welt voll Liebe und Fürsorge aufgenommen
werden. Und so werden wir alle im gegenseitigem Vertrauen auch die großen
Probleme der Geschichte meistern.